So werden aus niedersächsischen Kartoffeln ‚Snack Pata‘ Chips aus der Lombardei.
Der Krimi knistert vor Spannung – jetzt ein paar Chips! Auf dem Sofa ist es gerade besonders gemütlich – her mit den Chips! Zum Aperitif, auf der Party, schnell zwischendurch … – Chips time! Was wir alle so lieben, hat Remo Gobbi 1981 im lombardischen Medole zu seinem Unternehmen ‚Snack Pata‘ gemacht: eine Firma für Kartoffelchips, die schnell wuchs und schon bald nach Castiglione della Stiviere unweit vom Gardasee zog. Hier fertigen heute über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Chips-Knabbergenüsse. – Woraus die gemacht sind? Aus niedersächsischen Kartoffeln. Zeit für eine Logistikkette, die es in sich hat.
Es beginnt auf den Feldern des Hofguts Sandering in Helmsloh – im niedersächsischen Landkreis Diepholz, ziemlich genau in der Mitte zwischen Bremen und Osnabrück. Hier ist die Kartoffelernte in vollem Gange. Der Betriebsleiter hat alles im Blick: erst die automatische Sortieranlage, dann sortieren fleißige Hände defekte Knollen und Pflanzenteile aus. Das Agrarunternehmen kann auf dem Hof 25.000 t Kartoffeln bei 7 Grad Celsius lagern. Heute werden die Kartoffeln der Sorte Lady Rosetta aber direkt in Big Bags, jeweils eine Tonne schwer, in den Lkw geladen.
Auftraggeber ist der Agrarhändler Friedrich Fangmeier, internationaler Spezialist für Chipskartoffeln, der bis nach Südost-Asien exportiert. Rund 200.000 t Chipskartoffeln bezieht das Unternehmen von Partnern, die rund um Diepholz anbauen. Würde dies alles auf der Straße gefahren, wären das 8.000 Lkw-Ladungen. Heute geht’s transalp zu Snack Pata nach Castiglione della Stiviere. Wenn möglich, setzt der Großhändler auf den intermodalen Transport: „Da wir auch im Bereich der erneuerbaren Energien aktiv sind, ist es ein zusätzlicher Pluspunkt aus Kundensicht, dass wir auch nachhaltige Wege beim Transport gehen.“
Seit 2010 haben wir durch den Einsatz des KV rund 700 Tonnen CO2 eingespart.
Friedrich Fangmeier Agrarhandel
80 Prozent der Transporte im Kombinierten Verkehr
Transportpartner von Fangmeier ist Paneuropa Transport GmbH mit Sitz in Bakum. Das Unternehmen nutzt für rund 80 Prozent seiner Transporte den Kombinierten Verkehr (KV). „15 Prozent machen dabei die Lebensmitteltransporte aus“, sagt Paneuropa-Exportleiter Mario Störmer: Schinken, Tiefkühlpizza oder auch Cornflakes setzt Paneuropa auf die Schiene. Insgesamt bis zu 22 eigene Komplettzüge laufen pro Woche für das Unternehmen, zudem werden offene Züge im Netzwerk der Kombiverkehr KG genutzt. Das Rückgrat des Transportunternehmens bilden die 90 eigenen Sattelzugmaschinen, von denen heute bereits die Hälfte und bis zum Jahresende 100 Prozent mit LNG und Bio-LNG betrieben werden. Eines der Fahrzeuge transportiert die Kartoffeln von Fangmeier in einem Kühlauflieger zum 80 km entfernten Terminal der Roland Umschlagsgesellschaft für kombinierten Güterverkehr im Bremer Güterverkehrszentrum (GVZ).
Vier Tonnen mehr Nutzlast sind für uns ein klarer Vorteil.
Mario Störmer, Leitung Export, Paneuropa Rösch
Jetzt geht’s auf die Schiene …
… im Roland KV-Terminal im Bremer GVZ. 125.000 Ladeeinheiten schlägt das Terminal jedes Jahr um, dazu kommen nochmals rund 125.000 Container im Leercontainerdepot – und nach oben ist weiter Platz, wie der geschäftsführende Gesellschafter Christoph Holtkemper berichtet. Das Roland-Terminal bietet Schienenverbindungen zu den deutschen Seehäfen an. Wöchentlich werden so ca. 3.000 TEU zwischen Wilhelmshaven, Bremen und Hamburg transportiert. Zudem gibt es mit dem TFG Netzwerk Verbindungen zu rund 22 Stationen in der DACH. Täglich verlassen zwei Ganzzüge das Terminal in Richtung Italien. Den Weg in den Süden nehmen auch die Kartoffeln aus Niedersachsen: Der Kranführer im Terminal verlädt innerhalb weniger Minuten den Kühlauflieger auf den unternehmenseigenen Ganzzug, den Paneuropa gemeinsam mit der Bremer Spedition Terratrans zehnmal wöchentlich organisiert und der vom KV-Operateur Kombiverkehr betrieben wird. Um 20 Uhr hat Zug 42179 Abfahrt in Bremen.
Im Containersektor sind die Vorteile des KV schon angekommen – nur im kontinentalen Verkehr ist noch Luft nach oben.
Christoph Holtkemper, geschäftsführender Gesellschafter Roland Umschlagsgesellschaft für kombinierten Güterverkehr
Bremen-München über Nacht: Nach 750 Kilometer kommt der Zug am folgenden Morgen um 9.30 Uhr in München an. Lokführerwechsel: Maximilian Saller vom Münchner Unternehmen Lokomotion übernimmt den Zug und führt die Abfahrtkontrolle durch.
Transalp auf der Schiene – ein Fall für Operateur Kombiverkehr und die Schienentraktionäre Lokomotion und Rail Traction Company
Lokomotion wird als Schienentraktionär im Auftrag von Kombiverkehr den Zug bis zur italienischen Grenze ziehen. Aktuell rund 260 Züge je Woche bietet Kombiverkehr Spediteuren zwischen Deutschland und Italien an, den Großteil davon über den Brenner. 2020 wurden alleine über diesen Leitungsweg rund 230.000 Lkw-Sendungen transportiert, gemessen am Gesamtaufkommen ging fast jede vierte Sendung über den Brenner.
Gegen 12 Uhr startet Saller die Lok. Damit der Zug mit seinen 16 Doppeltaschen-Wagen auch die alpinen Steigungen schafft, machen zwei Loks mit zusammen knapp 14.000 PS „den Job“. Bei einem Ladungsgewicht von 837 Tonnen und einer Zugkraft von rund 550 Kilo-Newton schafft der Zug im Schnitt bis zu 120 km/h. Durchs Alpenvorland begegnen dem Zug im Gegenverkehr einige Fern- und Regionalzüge, aber mindestens doppelt so viele Güterzüge.
Den Bahnhof in Kufstein in Sicht, holt Lokführer Saller sein Tablet aus der Tasche: Der digitale Fahrplan, in Österreich „Muster“ genannt, sieht von Kufstein nach Brenner eine Gesamtfahrzeit von 1:26 Stunden vor. Und die werden’s dann auch: 15:15 Uhr, leichter Schneefall am Brenner. Lokführer Saller schaltet auf den italienischen Stromabnehmer und die italienische Zugsicherung um, da öffnet sich bereits die Tür der Lok – „Ciao!“ sagt der italienische Kollege der Partnerfirma Rail Traction Company, der die Lok ab hier übernimmt. Um 20 Uhr erreicht Zug 42179 seinen vorläufigen Zielort, das Terminal Interporto Verona Quadrante Europa.
Eine Laufzeit von 21 bis 23 Stunden von Bremen nach Verona ist möglich, wenn die Bereitstellungszeiten an den Übergabepunkten eingehalten werden und damit die weiterführenden Trassen zur Verfügung stehen.
Maximilian Saller, Lokführer und Vertriebsmitarbeiter Lokomotion
Schneller Nachlauf zu Pata Snack
Am nächsten Morgen ist wieder ein Paneuropa-Lkw zur Stelle, der den Auflieger aus Deutschland ins rund 40 km entfernte Castiglione delle Stiviere bringt, auf den Hof von Pata. Erst wird gewogen, dann eine Probe entnommen, dann entladen. Die Pata-Mitarbeiter gehen routiniert zur Sache – rund 25 t niedersächsische Kartoffeln kullern aus den Säcken und werden auf große Kunststoffkisten verteilt. Dann werden sie gewaschen, geschält, in Scheiben geschnitten, in 150 Grad heißem Öl frittiert, gesalzen und verpackt. 300 t Kartoffeln verarbeitet Snack Pata hier jeden Tag zu 100 t Chips.
Und wo gibt’s die delicatesse deliciose zu kaufen? In Supermärkten, an Tankstellen und natürlich in der Gastronomie.
„Una bella storia Italia“ heißt einer der Slogans von Snack Pata, möglich gemacht durch Logistik made in Germany. Bella Italia, buona logistica – es kann so einfach sein.
Lieferkette – die Beteiligten
- Hof Sandering (Helmsloh) liefert jährlich rund 15.000 Tonnen Chipskartoffeln an
- den Friedrich Fangmeier Agrarhandel (Diepholz), der die Kartoffeln an Kunden weltweit vermarktet.
- Paneuropa Transport GmbH (Bakum) organisiert den Transport per Kombinierten Verkehr (KV): den Vor- und Nachlauf per Lkw und den Hauptlauf auf der Schiene. Dabei setzt das Unternehmen auf
- den KV-Operateur Kombiverkehr aus Frankfurt.
- Die Traktion der Züge übernehmen je nach Verbindung die DB Cargo AG beziehungsweise
- Lokomotion aus München
- sowie im Ausland Rail Traction Company und Mercitalia Rail.
Mehr Informationen zum Italienverkehr mit Kombiverkehr gewünscht? Ihr Kontakt: Arbi Tonians, Telefon +49 69 / 79505-237 oder atonians@kombiverkehr.de
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